Du möchtest eine Aufstehen gegen Rassismus-Gruppe gründen? Herzlichen Glückwunsch, eine super Entscheidung! „Aufstehen gegen Rassismus“ ist ein bundesweites Bündnis aus verschiedenen Organisationen, Parteien und Verbänden. Neben vielen lokalen Akteuren und Einzelpersonen aus verschiedenen Organisationen, Gewerkschaften und Verbänden, sind Attac, die Grünen, Jusos, Naturfreunde, LINKE, VVN-BdA, Interventionistische Linke, die IG-Metall, DGB-Jugend, ver.di und der Zentralrat der Muslime am Bündnis beteiligt. Auch Kirchen und Jugendclubs können gute Ansprechpartner*innen sein.

Wir wollen der AfD möglichst überall entgegentreten, wo sie öffentlich auftritt. Um dies zu erreichen müssen wir uns auf regionaler Ebene (Stadt, Region und/oder Bundesland) zusammenschließen und organisieren. Bundesweit gibt es viele Initiativen, Bündnisse und Gruppen, die Teil der Gegenbewegung gegen die AfD sind, darunter 30 regionale Aufstehen gegen Rassimus-Gruppen.


Diese Aktionsanleitung herunterladen und ausdrucken: Eine lokale Gruppe oder Bündnis gründen | Alle Aktionsanleitungen in einer Broschüre: Broschüre: Aktionsanleitungen


Die lokalen Gruppen bilden den wichtigsten Kern des Bündnisses. Denn nur wer vor Ort ist, kann der AfD tatsächlich im Alltag entgegen treten und den Aufschwung der Rechten stoppen. Bevor Du selbst loslegst, solltest Du aber prüfen,  ob es vielleicht ein bestehendes Bündnis gegen Rechts gibt, in dessen Rahmen Aufstehen gegen Rassimus-Aktionen stattfinden könnten und das sich dem bundesweiten Aufstehen gegen Rassismus-Bündnis anschließen möchte.

Mit den folgenden Tipps möchten wir Dir helfen, eine neue Gruppe zu gründen. Dabei ist nichts, was folgt verpflichtend – jeder Ort ist anders und jede Situation bedarf einer anderen Lösung. Vielmehr ist die folgende Anleitung ein Ausschnitt aus den Erfahrungen die Aufstehen gegen Rassismus-Aktivist*innen in den vergangenen Jahren gemacht haben. Außerdem ist diese Anleitung im stetigen Wandel. Teile deine Erfahrungen mit anderen. Schicke uns Dein Feedback und Deine Ideen an: info@your-server.de

I. Mitstreiter*innen finden

In Deinem sozialen Umfeld

Am naheliegendsten ist es, in Deinem Freundeskreis, der Familie, im Sportverein, Schachclub, oder wo Du sonst Deine Freizeit verbringst, nach Mitstreiter*innen zu suchen.

Sprich Deine Freunde, Verwandte und Bekannte einfach einmal darauf an, wie nervig Du zum Beispiel die AfD-Wahlplakate mit rassistischen Sprüchen findest und dass man das doch nicht einfach so stehen lassen dürfe. Auch wenn es Überwindung kostet: Du wirst überrascht sein, wie viele Leute interessiert sind, wenn Du sie direkt fragst, ob Sie nicht auch etwas gegen die AfD unternehmen wollen.

 An der Schule, Uni oder Betrieb

Um weitere Mitstreiter*innen direkt an deiner Schule, Uni, in Deinem Betrieb kennenzulernen, kannst Du nach Schulschluss, Feierabend oder in der Mittagspause einen Treffpunkt für andere Interessierte aushängen.

Wähle einen Zeitpunkt und Ort, der möglichst vielen die Teilnahme ermöglicht (zum Beispiel zur Mittagszeit oder nachdem die meisten Seminare, Schichten oder Schulstunden vorbei sind). Drucke 3-4 Tage vorher die Ankündigung (Anhang A) aus, fülle Ort und Zeit ein und hänge sie in die Eingangstüren, Foyer, Pausenraum und anderen vielfrequentierten Orten aus. Noch besser sichtbar wird die Ankündigung auf buntem Papier ausgedruckt.

 Zivilgesellschaftliche und politische Gruppen ansprechen

Teil des Bündnisses Aufstehen gegen Rassismus sind viele politische und zivilgesellschaftliche Gruppen, zum Beispiel Gewerkschaften, Parteien und Ihre Jugendorganisationen und viele andere Organisationen, Gruppen und Verbände.

Wenn es bei Dir eine oder mehrere dieser Bündnispartner vor Ort gibt, kannst Du sie ansprechen und bitten die Gründung der Gruppe zu unterstützen, oder selbst aktiv daran mitzuarbeiten. Eine Kontaktmöglichkeit findet sich in der Regel im Internet, auf den jeweiligen Web- oder Facebookseiten.

Unter dem Punkt “Bewerben“ findest Du zusätzliche Ideen, wie Du ein Gruppentreffen vor Ort mit Aushängen, Plakaten und Flyern bewerben kannst.

Darüber hinaus können wir das Einladungsschreiben (Email-Einladung, Textbausteine) an alle Unterzeichner*innen des Aufstehen gegen Rassismus-Aufrufs (bundesweit rund 20.000 Menschen und Organisationen) in Deiner Region weiterleiten, sowie in den sozialen Netzwerken bewerben. Schreib dafür einfach eine Mail an: mitmachen@your-server.de

II. Ein erstes Treffen organisieren

 Ort

Die meisten Menschen kostet es ziemlich Überwindung, zum ersten Mal zu einer neuen Gruppe zu gehen, wo sie möglicherweise noch niemanden kennen und an einen unbekannten Ort. Um diese Hürde möglichst niedrig zu halten, empfiehlt sich ein bekannter und öffentlich zugänglicher Ort. Die Wahl des Treffpunkts kann bereits bestimmte Leute ansprechen und andere quasi ausladen. Wer ein Treffen im stadtbekannten Punkschuppen plant, muss eher keinen bürgerlichen Zulauf erwarten. Ein Treffen in der Schule spricht vor allem Schüler an, im Rathaus vielleicht das Gegenteil, ein privates Wohnzimmer nur die eigenen Freunde und Bekannten. Insbesondere bei einer konkreten Gefahr eines Angriffs durch Rechte gibt es aber mitunter gar keine Wahl, als ein Treffen im nicht-öffentlichen Raum abzuhalten.

Räume, die man häufig kostenlos für Treffen buchen oder einfach so nutzen kann sind: Bürgerhäuser, Gemeindezentren, Bibliotheken, Universitäts-Räume, Jugendclubs, Versammlungsräume von Kirchen oder Gewerkschaften. Alternativ bietet sich ein Café, Restaurant, Kneipe oder Biergarten an, solange eine halbwegs ruhige Gesprächsatmosphäre möglich und für jeden ein bezahlbares Getränk dabei ist. Sprich im Zweifel mit der Hausherr*in oder Gastwirt*in, ob Du einen Raum nutzen darfst.

 Zeit

Ebenso wie der Ort kann auch die Zeit so gewählt sein, dass sie vielen ein einfaches Kommen ermöglicht, oder eben nicht. Wenn es um eine Gruppe an einer Schule oder in einem Betrieb geht, ist es noch einfach genug, einen Zeitpunkt zu finden, an dem alle könnten. Für alle öffentlichen Gruppen haben sich bisher am besten ein Abend unter der Woche (Montag bis Donnerstag) heraus gestellt. Ebenso solltest Du bedenken, dass nicht alle potenziellen Mitstreiter*innen viel Zeit haben. Oft hilft es deshalb von vorne herein eine feste Dauer und Endzeit für das Treffen festzulegen und sich auch daran zu halten.

 Ablauf

Niemand wartet gerne lange, versuche deshalb halbwegs pünktlich zu beginnen. Wenn sich noch nicht alle Leute kennen, lohnt es sich, mit einer Vorstellungsrunde zu beginnen (zum Beispiel Name, woher die Person kommt und wie sie auf das Treffen aufmerksam geworden ist).

Insbesondere in einer größeren Gruppe hilft es, eine Person zu haben, die das Treffen leitet und moderiert, also die zu besprechenden Punkte im Blick behält, falls nötig eine Redeliste führt und darauf achtet, dass alle zu Wort kommen und die wichtigsten Themen besprochen werden. Mache Dir schon vor dem Treffen ein paar Gedanken, was dort besprochen werden könnte und versuche die Diskussion zu strukturieren. Das kann zum Beispiel folgendermaßen Aussehen:

1. Vorstellungsrunde
2. Anlass für das Treffen: Warum sind wir hier? (Zum Beispiel reihum Erwartungen und Ideen an die Gruppe)
3. Aktionsplanung (siehe Aktionsformen)
4. Nächstes Treffen (Wann, wo, wer bereitet es vor, soll es eine inhaltliche Diskussion geben?)

Schlage Deine Tagesordnung am Anfang vor und frage nach Wünschen oder Ergänzungen, damit sich niemand übergangen fühlt und jede*r ihre beziehungsweise seine Ideen einbringen kann.

Beim ersten Treffen mit neuen Mitstreiter*innen sollten mindestens diese drei Punkte geklärt werden:

a) Was wollen wir in und mit der Gruppe erreichen?
b) Ein Plan für eine erste gemeinsame Aktivität (siehe Aktionsformen)
c) Wie bleiben wir in Kontakt und ein nächstes Treffen. (siehe “So geht es weiter“)

Wenn sich aus der Diskussion konkrete Aufgaben ergeben, versuche, die Verantwortung dafür möglichst gleichmäßig zu verteilen und allen etwas zu tun zu geben. So verhindert man einerseits die Überlastung einer Person und andererseits schafft die Aufgabenverteilung Verbindlichkeit und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass alle am Ball bleiben. Bei einem Mix von politisch erfahrenen Aktivist*innen und Neueinsteiger*innen sind Tandems (gemeinsame Übernahme einer Aufgabe von einer erfahrenen und einer neuen Person) eine gute Möglichkeit Erfahrung und frische Ideen zusammen zu bringen und die Nachwuchs-Aktivist*innen an neue Aufgaben heran zu führen.

Um das Eis zwischen den neuen Aktivist*innen zu brechen, die sich noch nicht kennen, bietet es sich möglicherweise an, das Treffen in lockerer Atmosphäre ausklingen zu lassen.

 Bewerben

Um viele Mitstreiter*innen außerhalb des eigenen Umfelds zu finden, muss man Treffen bewerben. Bitte schätze zunächst ein, ob die erhöhte Aufmerksamkeit durch öffentliche Werbung möglicherweise Nazis anziehen und gefährlich werden könnte. Sichere Dich in jedem Fall immer dadurch ab, Deinen vollen Namen und deine Privatadresse nicht im Internet, oder auf Flyern zu veröffentlichen.

Hier findest Du Vorlagen für Flyer, Aushänge, Rund-Emails und Bilder für die sozialen Netzwerke zum herunterladen, selbst ausdrucken und kopieren.

 

 Facebook & Soziale Netzwerke

Richtet eine Fanseite für Euer lokales Bündnis auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken ein. Dort könnt Ihr Euch mit möglichen Bündnispartner*innen vernetzen und Euch ein Umfeld von Sympathisant*innen und potenziellen Unterstützer*innen aufbauen. Richtet eine Facebook-Veranstaltung für Euer erstes Treffen und öffentliche Veranstaltungen ein und teilt die Veranstaltung auf den Seiten möglicher Bündnispartner*innen, der Lokalpolitik und -presse, in Facebook-Gruppen für Euren Ort und bittet alle MitstreiterInnen, Ihre Freunde zur Veranstaltung einzuladen. Schickt die Veranstaltung bitte auch an die bundesweite AgR-Facebook-Seite, damit wir sie teilen.

 Lokalpresse

In der Lokalpresse gibt es häufig Seiten für Veranstaltungsankündigungen und alleine die Gründung eines Bündnisses gegen die AfD ist oft einen kleinen Artikel im lokalen Blatt wert. Suche in der lokalen Zeitung nach Artikeln über Deinen Ort oder zum Thema Kampf gegen Rechts und merke Dir die Autorin beziehungsweise den Autor. Frage dann beim Verlag oder in der Redaktion (eine Telefonnummer oder Email-Adresse finden sich auf der Webseite oder im Impressum oder unter ‚Kontakt‘) nach der Journalistin bzw. dem Journalisten und schicke ihr – ihm die Pressemitteilung und eine Nummer oder Email-Adresse für Rückfragen.

III. Dran bleiben

 Kontakt-Email

Richtet eine Email-Adresse für Euer Bündnis ein, die ihr auf Flyern, bei Veranstaltungen und für potenzielle Mitstreiter*innen als Kontaktadresse nennen könnt. So hängt nicht die ganze Kommunikation an einer Person. Schickt uns dann bitte eine Mail an mitmachen@your-server.de, damit wir Eure Gruppe in die Liste der Gruppen vor Ort aufnehmen können.

 Email-Verteiler

Lasst auf Eurem Treffen eine Liste herumgehen, auf der alle Ihre Email-Adresse eintragen, um einen Email-Verteiler einzurichten. Ein Anbieter dafür, mit dem wir gute Erfahrungen gemacht haben ist Riseup. Legt dort einen Account und eine Liste als “private-working-group“ an. Über diesen Email-Verteiler könnt ihr kurzfristige Absprachen treffen, Einladungen zu Treffen, Aktionsankündigungen, aktuelle Informationen etc. austauschen.

 Nächstes Treffen vorbereiten

Bei einem regelmäßigen Termin (beispielsweise jede Woche donnnerstags oder jeden ersten Dienstag im Monat) können sich alle am besten auf das Treffen einrichten und sich die Zeit freihalten. Wenn ein regelmäßiger Treffpunkt für Euch am Anfang noch nicht umsetzbar ist, dann versucht, einen Termin für das nächste Treffen jeweils schon auf dem vorhergehenden Treffen gemeinsam festzulegen. Gleich ob wiederkehrende Treffen oder unregelmäßige – schicke jeweils eine Woche und noch einmal zwei bis drei Tage vorher eine Einladungs- bzw. Erinnerungsemail über Euren Email-Verteiler und an potenzielle Mitstreiter*innen.

 Material bestellen

Bestellt Euch Flyer, Plakate, Aufkleber und Aktionskits für Eure Aktivitäten. Eine Spende dafür und die Versandkosten kann möglicherweise die lokale Gruppe eine der Organisationen im Aufstehen gegen Rassismus-Bündnis übernehmen (lokale Gewerkschafts- oder Parteigliederung, Parteijugend oder andere). Wenn Ihr keine eigenen Finanzmittel habt, schicken wir Flyer, Plakate und Aufkleber kostenlos zu. Die Aktionskits gibt es für 12 Euro und Versand. Eure Material-Bestellung könnt ihr hier aufgeben.

 Inhalte

Wenn es bei jedem Treffen immer nur um Berichte und Aufgabenverteilung geht, es also keinen dauerhaften Mehrwert für die Teilnehmer*innen gibt, wird es schwer, neue Mitstreiter*innen zu motivieren und alte bei der Stange zu halten. Zu einem interessanten Gruppen-Treffen gehört auch eine inhaltliche Diskussion. Das muss kein langes Referat sein oder ein*e Redner*in, die eingeladen wird. Ihr könnt Euch auch vornehmen, Euch bei jedem Treffen eine andere rassistische, frauenfeindliche oder homophobe Behauptung der AfD vorzunehmen und jedes Mal eine andere Person einen Faktencheck dazu vorbereiten zu lassen, den Ihr dann 10-20 Minuten lang diskutieren könnt. So eine Debatte macht Spaß und ist eine gute Übung für Situationen im Alltag, in denen einem ähnliche Sprüche begegnen.

 Darf jede*r einfach so ein Gruppentreffen machen?

Grundsätzlich können sich alle, die sich unter dem Aufruf “Aufstehen gegen Rassismus“ wiederfinden, dem Bündnis anschließen und eine Gruppe gründen. Eine Vielzahl von Organisationen, Verbänden und Parteien haben sich dem Bündnis bereits angeschlossen. Bitte prüfe vor einer Neugründung eines lokalen Bündnisses, ob es lokale Gruppen der unterstützenden Organisationen gibt und lade sie zur Mitarbeit ein. Bei der Vermittlung von Kontakten helfen wir gerne weiter. Schreib dafür einfach eine Mail an mitmachen@your-server.de

 Woher bekomme ich Material?

Das Material, also Flyer, Plakate und Aufkleber, verschicken wir kostenlos, damit es allen zugänglich ist. Material kann hier online bestellt werden.

Wir sind für die Materialproduktion und -Verschickung auf Spenden angewiesen und freuen uns, wenn ihr uns im Gegenzug für eine Materialbestellung eine Spende überweisen könnt.

 Wie finde ich einen Ort?

Räume die man häufig kostenlos für Treffen buchen oder einfach so nutzen kann sind: Bürgerhäuser, Gemeindezentren, Bibliotheken, Räume an Universitäten, Jugendclubs, Versammlungsräume von Kirchen oder Gewerkschaften. Alternativ bietet sich ein Café, Restaurant, Kneipe oder Biergarten an, solange eine halbwegs ruhige Gesprächsatmosphäre möglich ist und für jede*n ein bezahlbares Getränk dabei ist.

Sprich im Zweifel mit der Hausherr*in oder Gastwirt*in, ob du einen Raum nutzen darfst.

 Ich kenne noch niemanden, was tun?

Frage zunächst in deinem Freundes- und Bekanntenkreis, ob sich jemand gegen die AfD und Rassismus engagieren möchte. Hänge einen Aushang an Deiner Schule, Uni oder Betrieb aus, frage die lokalen Gruppen der Aufstehen gegen Rassismus-unterstützenden Organisationen und platziere Aufrufe in sozialen Netzwerken, viel frequentierten Orten und in der Lokalpresse.

 Der Schulleiter / die Uni / der Gastwirt / das Bürgerhaus will uns keinen Raum geben, was tun?

Versucht, für ein erstes Treffen zunächst einen anderen Ort zu finden. Wenn Ihr um den Raum kämpfen möchtet, könnt Ihr unter Umständen die Lokalpresse informieren und Lokalpolitiker*innen einbeziehen.


Diese Aktionsanleitung herunterladen und ausdrucken: Eine lokale Gruppe oder Bündnis gründen | Alle Aktionsanleitungen in einer Broschüre: Broschüre: Aktionsanleitungen